”Film Live“ ist sowohl Ausstellungstitel als auch Arbeitsmethode der Künstlerin Helga Fanderl (Berlin), die ihre meist mit Super 8 gedrehten Kurzfilme in der Kamera schneidet und bearbeitet und daraus ”Live“ Videoprogramme zusammen stellt.
Helga Fanderl ist eine Filmkünstlerin, die den erlebten Augenblick einfängt. Ihre Filme entstehen ausschließlich in der Kamera. Das Ein- und Ausschalten ist der Schnitt. Die nachträgliche Montage bzw. die Postproduktion entfällt. Die Filme sind in Super 8 gedreht und ohne Ton. Der Fokus liegt auf der Gestaltung des Films beim Filmen selbst. Die Verfremdung mit Mitteln des Films verwandelt vertraute Bilder und Eindrücke in eine Terra Incognita, die es neu zu entdecken gilt.
Im strassenseitigen Ausstellungsraum wird der auf 16mm vergrößerte Film The Color Run on demand ausgestellt. Der Schwarzweiß-Film entstand 2013 in Paris und zeigt eine weisse, tanzende und bebende Masse uniform gekleideter Menschen, die sich auf einen sogenannten Color Run vorbereiten, bei dem man sich gegenseitig mit Farbbeuteln bewirft. Die Absenz von Farbe sowie die räumliche und zeitliche Verdichtung der wartenden Menschen machen diese harmlosen Spassläufer zu einer anonymen bewegten Masse. Der Film evoziert Assoziationen an andere Massenphänomene.
Im hinteren Ausstellungsraum entsteht die Skizze eines Kinos, in dem Helga Fanderl jeweils zur Vernissage und zum Ende der Ausstellung ein aus Super 8 Filmen komponiertes Programm zeigt – Film Live, wie sie es nennt.
In der Installation THE COLOR RUN und in zwei Film Live Programmen werden Film als Film, die Filmvorführung als solche thematisiert und die Bedienung des Projektors, das Wechseln der Filmrollen, das Scharfstellen des Bildes und das Nachziehen des Bildstrichs, die Programmeinführung durch die Künstlerin sowie die sich anschliessenden Gespräche über ihre Filme zu einem performativen Akt.
Die Ausstellung findet parallel zur VIDEONALE.15 statt. DAS ESSZIMMER ist wie bereist zu letzten VIDEONALE.14 teil des VIDEONALE.PARCOURS.
Material zur Ausstellung
- Einladung
- Pressetext
- Ausstellungspublikation
- Artikel von Christina zu Mecklenburg im General-Anzeiger vom 11. März 2015
