Der Krieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine kam erwartet, aber auch unerwartet zugleich. Zahlreiche Menschen müssen fliehen und andere kämpfen um ihr Heimatland. Dass es zu diesen Umständen gekommen ist, hat unterschiedliche Gründe und der Krieg hat auch schon vor einigen Jahren begonnen, was die ein oder anderen nicht wahrgenommen haben. Auch mir war es bewusst, dass in der Ukraine seit 2014 Krieg herrscht. Dennoch habe ich dies ignoriert und den Ernst der Lage unterschätzt. Während meines Praktikums in DAS ESSZIMMER hatte ich nun die Chance einen privaten sowie tieferen Einblick in die Kriegsgeschehnisse zu bekommen, wodurch sich mein Bezug zum Krieg in der Ukraine wesentlich geänderte hat.
Ein Filmprogramm zum Sammeln von Spenden
DAS ESSZIMMER präsentierte zur Unterstützung der Ukraine ein Filmprogramm, welches von Nadia Parfan kuratiert wurde. Von verschiedenen ukrainischen Filmemacher:innen wurden hierbei Filme gezeigt, die dazu beitragen sollten die derzeitigen Ereignisse in der Ukraine besser verstehen zu können. Nach jedem Film gab es außerdem die Möglichkeit mit Oleksandr Holubov zu sprechen, der bis 2019 als Journalist in Kyiv gearbeitet hat und über die Ereignisse von 2014 bis 2019 berichtete. Darüberhinaus wurden bei den Filmabenden Teil 3 und 4 die Filmemacher:innen per Zoom eingeladen, sodass man die Chance hatte ihnen Fragen zum Film zu stellen. Insgesamt diente das Programm im Wesentlichen dazu der Ukraine eine Stimme zu geben und um Spenden zu sammeln. Ein Teil der Spenden gingen an Yulia Galagan. Als ukrainische Aktivistin hilft sie am Hautbahnhof in Kyiv Menschen, die dem Schlimmsten entkommen sind.
Die eigene Sicht auf das Filmprogramm
Die im ESSZIMMER gezeigten Filme boten mir einen Überblick über den dort seit Jahren herrschenden Krieg. Persönlich sehr eindrucksvoll fand ich vor allem den Film WARNOTE (2021) von Roman Lyubiv. Der Film zeigt einen Zusammenschnitt von persönlichen Videos ukrainischer Soldaten und Hilfstruppen, die von Handys, Camcordern, Kameras und GoPros stammen. Durch die besondere Kameraperspektive hatte ich das Gefühl direkt mittendrin zu sein. Die emotionalen und erschreckenden Szenen an der Kriegsfront wurden somit aus der Ich-Perspektive miterlebar, anders als bei Dokumentationsfilmen. Zudem ermöglichten mir die privaten Einblicke der Soldaten einen anderen Bezug zum Krieg, weil ich mit dessen Realität direkt konfroniert wurde. Die Darstellungen des Films sind nicht inszeniert oder gestellt, sie zeigen wie es wirklich war und auch immernoch ist. Außerdem ist es wichtig zu erwähnen, dass die nach den Filmen anschließenden Diskussionsrunden mit Oleksandr sehr informativ und wichtig waren, um die Geschehnisse in den Filmen zu verstehen und sie kontextual einordnen zu können. Bei dem Filmprogramm habe ich einiges dazu gelernt und mir wurde vieles auch klarer bzw. verständlicher, sodass mir der Krieg in der Ukraine gar nicht mehr so unerwartet erscheint. Vor allem mein Interesse an den Themen und Problemen in der Ukraine ist durch die Filmabende stetig gestiegen. Ich konnte mich in die Personen, die in den Filmen zu sehen waren, hineinversetzten und ihre Emotionen nachfühlen. Zudem habe ich aber auch eine gewisse Scham empfunden, mich nicht schon früher mit dem Krieg in der Ukraine auseinandergesetzt zu haben.
Kunstinstitutionen als Vermittlungsträger
Insgesamt finde ich, dass es wichtig ist wenn Kunstinstitutionen politisch und geschichtlich relevante Themen behandeln und darauf aufmerksam machen. Besonders weil die Institutionen, das können Galerien, Ausstellungshäuser/ -räume oder auch Museen sein, die Möglichkeiten und Kapazitäten haben den Krieg auf eine andere Art und Weise zu vermitteln, als es Zeitungen oder Nachrichtenportale können. Wie etwa beim ESSZIMMER, indem man verschiedene Filme zeigt, die den Krieg aus unterschiedlich Perspektiven darstellen. Durch die kreative Vermittlung ist es somit auch möglich ein jüngeres Publikum anzusprechen und zu erreichen.