Oft sieht man sich mit der scheinbar unlösbaren Aufgabe auferlegt den Sinn und Zweck hinter Kunstwerken zu verstehen. Man geht in ein Kunstmuseum und schaut sich unzählige Gemälde an: Sei es aus der Renaissance, dem Barock oder der Romantik. Dann ist der erste Gedanke oftmals, wie präzise und genau da gemalt wurde. Oder wie schön die Landschaft/Farben/etc. aussehen. In Galerien, die in einer Vielzahl noch immer sehr viel Kunst auf Gemälden ausstellen, sieht das Ganze ähnlich aus. Und oft lässt auch das Dargestellte nicht wirklich kompletten Raum zur Vorstellung übrig.
Ich studiere momentan im 6. Semester Medien- und Kulturwissenschaften in Düsseldorf und habe mein Praktikum im ESSZIMMER im Rahmen des Studiums absolviert. Als ich Freunden und Familie erzählt habe, dass ich das Praktikum in einem Off-Space, einem Ausstellungsraum für Kunst, machen würde kam eigentlich jedem Einzelnen von ihnen zunächst in den Sinn, dass ich dann für schöne, große und vor allem teure Gemälde zuständig sein würde. Von einem Off-Space haben jedoch die Wenigsten zuvor gehört. Und auch als ich beispielsweise erzählte, dass ich im Rahmen der letzten Ausstellung des schwedischen Künstler Duos Hillside Projects geholfen habe eine Lesung in der Geiersammlung des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander König vorzubereiten, erschloss sich den Leuten nicht wirklich der Sinn, was daran jetzt genau ”die Kunst” sei.
Dabei lassen sich viele Leute einfach nicht auf das Gesehene und Erlebte ein. Womöglich eben weil sie sich selbst die Aufgabe der Sinn-und Zweckhinterfragung auferlegt haben. Aber wenn man sich genauer mit der Lesung, dem Hintergrund und Hillside Projects beschäftigt, dann wirkt eigentlich alles schon viel schlüssiger. (Auch wenn Schlüssigkeit ja auch nochmal für jeden unterschiedlich aussieht…). Dennoch fiel mir der Aha-Moment bereits bei mir selbst auf, als ich den Artist Talk mit Jonas Böttern geschaut habe. Aber auch dieser Aha-Moment kann für viele Leute unterschiedlich aussehen aber sicherlich spielt eine große Rolle wie Kunst gesehen und wahrgenommen wird das Umfeld und die Äußerlichkeiten: In einer angesehenen Galerie mit Lage beispielsweise auf der Königsallee in Düsseldorf kann man sich dann doch ein wenig unter Druck gesetzt fühlen wie genau man die Kunstwerke von oftmals bereits etablierten Künstler*innen, ausgestellt von ebenfalls oftmals bereits erfolgreichen Galerist*innen, wahrnimmt.
In einem Off-Space herrscht allerdings keine solche Erwartungshaltung, geschweige denn die Erwartung durch die ausgestellte Kunst den höchstmöglichen Profit zu ziehen. Es geht vielmehr darum, dass die Kunst wahrgenommen wird, fernab persönlicher Erwartungshaltungen von Außen als auch von Innen. Wie genau soll dabei doch in der erste Linie Jedem selbst überlassen sein, denn das Schöne an der Kunst ist doch sein unendlich erscheinendes Potenzial. Wenn man sich darauf einlässt …